KÖRPERSPRACHE

Auf handgeschöpftem Himalayapapier, das einen schönen warmen Braunton als Bildgrund beisteuert und fast im Raum zu schweben scheint, stellt Mariella
Scherling Elia physische Verformungen des menschlichen Körpers als Ausdruck von Befindlichkeiten dar.
Zum Boden gebeugt, die Arme in den Himmel gestreckt, in einer Spirale wie in einem Laufrad gefangen, agieren die umrisshaft begrenzten Körper in einem nicht näher definierten Raum wie in einem Vakuum. Farben und Titel wie »Den Himmel berühren. Die Tiefe berühren« geben inhaltliche Anhaltspunkte, wenn sich Körper nah sind, ohne einander zu berühren, oder Figuren, ohne eine gemeinsame Sprache zu finden, aneinander vorbei existieren.
Die flache Arbeitsweise, der völlige Verzicht auf modulierendes Licht oder akzentuierende Schatten, die Reduktion auf das Wesentliche, intensivieren die Aussage der Arbeiten. Eines der schönsten Blätter bezieht sich auf eine Reihe von dunklen, eingeschlossenen Frauenkörpern in Burqas und schließt damit an ein früheres Projekt an. Die befreiten Körper in der großformatigen Arbeit sind dagegen in leuchtendem Rot dargestellt. Einer Farbe, die zugleich das Leiden und die Leidenschaft symbolisiert, und die für die Künstlerin so etwas wie eine gespeicherte Energie ins Bild bringt.

Ariane Grabher
Kultur Nr. 1, Jänner 2006

 

 
 
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